Einige Uhren sind Stoppuhren erwähnt. Und einige fügen noch etwas hinzu in Form von Superlativ Stoppuhren oder Hauptstoppuhren. Die meisten Uhrenliebhaber wissen, dass dies etwas mit der Genauigkeit zu tun hat, aber was genau ist das? Und woher kommt der Begriff Chronometer? Es ist Zeit, das genauer zu untersuchen!
Text: Thomas van Straaten
Chronometrie bedeutet wörtlich übersetzt Zeitmessung. In diesem Sinne ist eigentlich jede Uhr ein Chronometer. Doch heute ist dieser Titel ausschließlich Uhren mit herausragender Präzision vorbehalten. Um diese Präzision zu verstehen, müssen wir in der Zeit zurückgehen. Zurück ins Jahr 1735, um genau zu sein.

Geschichte der Stoppuhren
Heutzutage denken wir nicht mehr viel darüber nach, wie wir von A nach B navigieren. Wir geben das Ziel ein, und Google Maps auf dem Smartphone führt uns - meist reibungslos und auf dem effizientesten Weg - zu diesem Ziel. Aber es ist noch gar nicht so lange her, da war die Navigation eine echte Wissenschaft, vor allem auf See.
Bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert war die Seeschifffahrt recht ungenau. Das lag daran, dass die Menschen bereits wussten, wie man den Breitengrad, nicht aber den Längengrad bestimmt. Der Breitengrad wurde mit einem Sextanten bestimmt, der den Winkel zwischen dem Horizont und der Sonne maß. Wenn dieser Winkel am größten war, wusste man, dass es 12:00 Uhr mittags war. Der Sextant gab dann den Breitengrad für den gemessenen Winkel an diesem Ort an.

John Harrison fand 1735 heraus, dass man mit dieser Ortszeit auch den Längengrad bestimmen kann, sofern man auch die Zeit zu Hause kennt (Greenwich Mean Time). Der Grund dafür ist, dass sich die Erde in vierundzwanzig Stunden um 360 Grad dreht. Dies entspricht fünfzehn Grad pro Stunde. Wenn Sie also eine Ortszeit von 12:00 Uhr anhand der Sonne messen, während die GMT 14:00 Uhr anzeigt, wissen Sie, dass Sie 30 Grad nach Westen gesegelt sind. Um dies genau messen zu können, muss man jedoch in der Lage sein, die Heimatzeit mit besonderer Genauigkeit zu messen. Deshalb entwickelte Harrison den Chronometer für genau diesen Zweck.
Man kann sich die ersten maritimen Chronometer also als reine Navigationsinstrumente vorstellen. Es handelte sich um extrem teure und empfindliche Zeitmesser, bei denen es auf Genauigkeit ankam. Aus diesem Grund wurden sie oft in robuste Holzgehäuse eingebaut und durften nur vom Kapitän und dem Navigator bedient werden. Wenn man vergaß, die Uhr aufzuziehen, oder sie unterwegs beschädigte, war man auf See verloren. Zumindest hatte man keine Ahnung mehr, wo genau man sich befand, mit allen möglichen Konsequenzen.
Moderne Stoppuhren
Das Streben nach hochpräzisen Zeitmessern ist also nicht nur eine Prestigefrage. In der Vergangenheit hing das Leben buchstäblich davon ab. Das ist auch heute noch der Fall: Das moderne GPS ist immer noch auf eine äußerst präzise Zeitmessung angewiesen. Nur wird dies heute mit Atomuhren statt mit Schiffschronometern gemacht.
Bei modernen Armbanduhren bedeutet das Chronometer-Siegel, dass es sich um eine Uhr handelt, die bestimmte Genauigkeitsanforderungen erfüllt. Das wohl bekannteste "Gütesiegel" ist COSC (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres). COSC ist ein unabhängiges Institut, das Zeitmesser nach der Norm ISO 3159 prüft und zertifiziert. Der Zeitmesser wird, bevor er in die Uhr eingebaut wird, 16 Tage lang getestet. In verschiedenen Positionen und bei unterschiedlichen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten wird die Genauigkeit gemessen. Im Durchschnitt darf die Abweichung -4/+6 Sekunden pro 24-Stunden-Zeitraum nicht überschreiten.

Aber die COSC ist nicht die einzige Stelle, die Chronometer zertifiziert. Japan zum Beispiel hat eine eigene Stelle, die japanische Uhren zertifiziert. Und Rolex lässt seine Zeitmesser zunächst von der COSC zertifizieren, um sie dann (in den Uhrengehäusen montiert) auf noch strengere Anforderungen hin zu prüfen. Dabei muss eine Abweichung von weniger als -2/+2 Sekunden pro 24-Stunden-Zeitraum erreicht werden. Rolex beschreibt dies als 'Offiziell zertifizierter Chronometer der Superlative"..

Dann gibt es noch das Eidgenössische Institut für Meteorologie, METAS. Auch sie prüfen und zertifizieren Zeitmesser. Im Gegensatz zur COSC verlangt das METAS, dass die gesamte Uhr geprüft wird, nicht nur das einzelne Uhrwerk. So wird auch die Wasserdichtigkeit gemessen und die Abweichung muss innerhalb der Norm 0/+5 Sekunden pro Tag liegen.
Warum schneller besser ist als langsamer
Sie werden feststellen, dass sowohl COSC als auch METAS bei zu schnell laufenden Uhren eine grössere Abweichung akzeptieren als bei zu langsam laufenden Uhren. Das hat einen ganz praktischen Grund: Mit den Jahren wird das Öl in der Uhr langsam dickflüssiger. Dadurch wird es zähflüssiger und läuft dementsprechend langsamer. Es ist daher immer schöner, wenn Ihre nagelneue Uhr ein wenig zu schnell läuft, als zu langsam. Eine zu schnelle Uhr nähert sich langsam der perfekten Zeitmessung an; eine zu langsame Uhr wird mit der Zeit nur ungenauer.
Das ist auch genau der Grund, warum die meisten Uhrmacher lassen Ihre Uhr nach einer Wartung ein wenig zu schnell laufen. Wenn nichts Verrücktes passiert, wird die Uhr von selbst langsamer. Das gilt natürlich nur unter dem Vorbehalt, dass Sie die Uhr nicht beschädigen oder Stößen oder Magnetismus aussetzen.

Was ist erforderlich, um die Chronometernormen zu erreichen?
Viele moderne Zeitmesser sind grundsätzlich in der Lage, sich zu Chronometern zu entwickeln. Die meisten bekannten ETA- und Sellita-Kaliber und deren Derivate sind dazu in der Lage. Die Uhrwerke müssen dann nur noch genauer eingestellt werden. Es ist also keine strukturelle, mechanische Anpassung erforderlich. Aber es kostet mehr Zeit und damit Geld.
Einige, meist ältere Kaliber lassen sich nicht ausreichend straff einstellen. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, weil eine kleine Unruh verwendet wurde. Die Trägheit ist dann zu gering, um eine sehr genaue Einstellung zu gewährleisten.

Natürlich gab es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Versuche, Uhren präziser zu machen. Ein - im wörtlichen und übertragenen Sinne - schönes Beispiel dafür ist das Tourbillon. Diese besonders komplizierte Komplikation verbesserte vor allem die Konstanz des Uhrwerks bei unterschiedlichen Winkeln. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die benötigte Energie und der benötigte Platz besser in eine größere Hemmung mit einem größeren Zwischenglied investiert würden, wenn man die reine Leistung betrachtet. Das Tourbillon ist also vor allem ein bewundernswertes Stück Technik, aber nicht so sehr funktionell, wenn man Chronometergenauigkeit anstrebt.
COSC-Stoppuhren
Wie bereits erwähnt, ist die COSC-Norm die bei weitem am weitesten verbreitete Chronometernorm für Schweizer Uhren. Allerdings kosten sowohl die genauere Justierung des Uhrwerks als auch die Zertifizierung selbst Geld. Und selbst das schicke Zertifikat, das einigen Uhren beiliegt, muss separat bezahlt werden. Aus diesem Grund findet man die Chronometerzertifizierung hauptsächlich bei Uhren der oberen Preisklasse. Eine kleine Auswahl aus der endlosen Liste der Marken, die COSC-Chronometer im Angebot haben: Longines, Tissot, Formex, Breitling, Christopher Ward und Rolex (mit einer zusätzlichen Superlativsauce).

METAS-Stoppuhren
Das METAS war lange Zeit vor allem für die Zertifizierung von Omega-Uhren bekannt. Deren Master-Chronometer-Standard bestand aus einer Kombination von COSC- und METAS-Zertifizierung. Einfach ausgedrückt: Omega Master Chronometer enthalten COSC-zertifizierte Zeitmesser, die - sobald sie eingebaut sind - auch vom METAS geprüft und zertifiziert werden.
In jüngster Zeit sind übrigens auch einige Tudor-Uhren METAS-zertifiziert worden, wie die aktuelle Black Bay mit der roten Lünette und die fünfgliedrige Band, zum Beispiel. Und jetzt gibt es sogar eine eigenständige Abteilung des METAS im Gebäude der Tudor-Manufaktur, so dass wir in naher Zukunft sicher mit weiteren Tudor METAS-Chronometern rechnen können.

Genfer Siegel/Poinçon de Genève/ Siegel von Genf
Ein etwas anderes Zertifikat ist das Genfer Siegel. Dieses Zertifikat wird von der Genfer Uhrmacherschule ausgestellt. Es ist vor allem eine Bewertung der Qualität in Bezug auf die Verarbeitung, aber auch die Präzision wird berücksichtigt. Dieses "Gütesiegel" kommt jedoch nicht für jede Uhrenmarke in Frage, da sich nur Zeitmesser aus dem Kanton Genf qualifizieren. Die Angabe der Chronometrie ist somit fakultativ, wird aber im Rahmen des Genfer Siegels akkreditiert. Der Kanton Genf lagert diese Zertifizierung an ein Institut namens Timelab aus. Dort werden die Zeitmesser nach der ISO-Norm 3159 geprüft. Gemäss dieser Norm dürfen Chronometer der Kategorie 1 im Durchschnitt um -4/+6 Sekunden pro Tag abweichen. Bei Chronometern der Kategorie 2 beträgt die durchschnittliche Abweichung -5/+8 Sekunden pro Tag. Sie finden diese Siegel von Genf als eingravierter Stempel auf dem Zeitmesser. Zu den Marken, die ihre Zeitmesser regelmäßig zertifizieren lassen, gehören Chopard, Vacheron Constantin und Cartier.