Das französische Modehaus Hermès, traditionell vor allem für seine Lederwaren bekannt, bringt eine neue Uhr namens H08 (ab 4.900 Euro) auf den Markt. GW sprach mit Philippe Delhotal, dem Mann hinter dem Design
Eine Hermès-Uhr, für die es ein Metall-, Textil- oder Kautschukarmband gibt, aber kein Lederarmband. Erklären Sie das.
Ausgangspunkt für die H08 war eine sogenannte Geländegängig Uhr. Das Armband passt zu diesem Verwendungszweck: Es hält alles aus. Außerdem passt das Armband perfekt zum Look der Uhr - robust, geometrisch und durchsetzungsfähig - und ist mit den verwendeten Materialien integriert.
Der Name H08 steht für "Nichts bis zur Ewigkeit". Was soll man sich darunter vorstellen?
Wir wollten eine moderne Uhr schaffen, die dem Erbe der Hermès. Unsere Vision von "zeitgenössischer Maskulinität". Eine zeitlose Uhr, elegant und kühn. Nicht konservativ, nicht als Statussymbol. Vielmehr eine Art Ausdruck des zeitgenössischen Klassizismus.
Die 0 und die 8 sind also zwei Ziffern, die die Persönlichkeit der Uhr beschreiben?
Es ist ein etwas geheimnisvoller Name, der den Eindruck erweckt, in Bewegung zu sein, aber auch zur Zeit zu gehören. Es sind auch zwei Zahlen, die zum mathematischen Denken einladen und Kontraste hervorrufen, wie auch der Kontrast der Materialien. Die Idee bezieht sich auf "nichts mit allem vermischt", was sich auch in der Form des Schrankes widerspiegelt.
Wie soll man den Namen aussprechen? H-Null-Acht? H-O-Acht? Oder vielleicht auf französische Art?
Wir bleiben bei H-Zero-Huit auf Französisch und H-O-Eight auf Englisch. Aber das mag jeder für sich selbst entscheiden.
Die Uhr ist sportlich, stilvoll und sieht sehr "jung" aus. Welche Zielgruppe haben Sie im Sinn?
Wir denken an urbane, reisende Männer mit einem aktiven Lebensstil. Sie sind gerne dort, wo etwas los ist, suchen aber auch Komfort und Entspannung.
Erlaubt das Designkonzept den Einbau von Komplikationen, wie z.B. eines Chronographen?
Auf jeden Fall. Für diese neue Linie wollten wir eine einfache, aber starke Ästhetik. Sie bildet die Grundlage für eine komplette Kollektion, die wir mit Komplikationen, Materialien usw. ergänzen können.
Sind die Zahlen auf dem Zifferblatt speziell für diese Uhr entworfen worden?
Die Typografie ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Uhren bei Hermès. Das ist auch hier der Fall. Diese gut lesbare und funktionale Schriftart sticht zwar nicht sofort ins Auge, fügt sich aber nahtlos in das Gesamtdesign ein. Sie nimmt stilistische und geometrische Elemente auf, die vom Gehäuse abgeleitet sind. Die 0 zum Beispiel passt zur Form der Lünette, während die 8 die gleichen Konturen aufweist.
Nicht eckig, nicht rund
Die Geschichte lehrt uns, dass runde Uhren beliebter - und erfolgreicher - sind als kissenförmige Uhren. Ist das der Grund, warum die runde Form des Ziffernblatts im Design so dominant geworden ist?
Die Stärke dieses Designs liegt in seiner quadratischen Form, die sich nahtlos in die runde Form einfügt. Es ist zwar unbestreitbar scharf und ein wenig rau, aber durch die Kurven, die sich in das Gehäusedesign, die Schriftart und den Materialmix einfügen, ist es auch sinnlich. Wir haben keinen figurativen Ansatz gewählt. Es gibt keine Anspielungen auf das für Hermès typische Reiten oder eine wörtliche Form, wie zum Beispiel das H.
Es war eher eine abstrakte geometrische Übung. Aber die Geometrie ist auch Teil des Designvokabulars von Hermès. Die Marke spielt gerne mit Proportionen, Formen und Volumen, wobei das Quadrat eine dominante Rolle spielt.

Können Sie die typische Form des Sekundenzeigers erklären?
Auf dem Zifferblatt befindet sich die Sekunde in der Mitte. Das sieht man in der traditionellen Uhrmacherei nur selten, wenn überhaupt. Der Sekundenzeiger erinnert an einen Zähler, was das sportliche Aussehen der Uhr unterstreicht.
Welches Detail des Entwurfs hat die meisten Diskussionen ausgelöst?
Bei der Verbindung von Ästhetik und Technik müssen immer Kompromisse eingegangen werden. Das war auch hier der Fall. Aber bei Hermès steht die Technik immer im Dienst der Kreation, denn wir gehen von dem Grundsatz aus, dass Kompromisse einem Design nicht gut tun. Unser Ansatzpunkt war daher, technische Lösungen zu finden, die das Design des Modells respektieren. Dies war glücklicherweise möglich, da die Ateliers d'Hermès Horloger ihr Fachwissen auch in der Herstellung von Gehäusen und Zifferblättern einbringen konnten.