In dieser Artikelserie nehme ich Sie mit auf das Abenteuer, das ich in diesem Jahr mit der Gründung meiner eigenen Uhrenmarke begonnen habe. In diesen vorherige Episode konnten Sie über das Konzept meiner Uhr, der VPC Type 37HW, lesen und wie der Top-Designer Max Resnick es in ein Design verwandelte. In dieser Ausgabe erzähle ich mehr über die technische Entwicklung, die auf die ästhetische Designphase folgt.
Text: Thomas van Straaten
Wenn der Designer Max Resnick eine Uhr entwirft, berücksichtigt er natürlich die vorgesehenen technischen Spezifikationen. So wird er zum Beispiel keine Uhr entwerfen, die 5 mm hoch ist, wenn wir wissen, dass sie ein 4,5 mm dickes Uhrwerk beherbergen soll. Er entwirft die Uhr um das vorgesehene Kaliber herum und berücksichtigt auch schon die gewünschte Wasserdichtigkeit.
Vom äußeren Design zum technischen Design
In der ersten Phase konzentriert er sich jedoch hauptsächlich auf das Aussehen der Uhr. Wie sollte die Uhr in der perfekten Welt aussehen? Man kann das Ergebnis mit einem Konzeptauto auf einem Autosalon vergleichen. Die beabsichtigte Ästhetik wird gezeigt, aber sie erfüllt noch nicht alle Anforderungen an Sicherheit, Komfort und Umwelt.
Deshalb habe ich Max' Zeichnungen und meine technische Wunschliste zu einer Schweizer Firma gebracht, die für die technische Entwicklung zuständig ist. Um sich zu qualifizieren für die Schweizer Fabrikat Bezeichnung soll diese Entwicklung in der Schweiz stattfinden. Diese Partei wird mich auch dabei unterstützen, die richtigen Hersteller für alle Teile zu finden. Schliesslich werden sie sich auch um die Montage, die Kontrolle und schliesslich um den Service der Uhren kümmern.
Technische Eigenschaften
Meine VPC Typ 37HW sollte ein klassischer Handaufzug sein, kombiniert mit der Sicherheit einer verschraubten Krone. Das ist eine ziemliche Herausforderung, denn wenn man die Feder bis zum Maximum aufzieht, kann man die Krone nicht mehr weiter drehen, um sie zu verschrauben. Automatikaufzüge haben eine Kupplung, die dafür sorgt, dass man die Krone immer weiter drehen kann. Handaufzugwerke haben diese Kupplung nicht, so dass Sie spüren können, wann Sie die Feder vollständig aufgezogen haben.
Glücklicherweise bin ich nicht der erste, der diese Eigenschaften kombiniert. Die Panerai Radiomir ist das bekannteste Beispiel für eine Handaufzugsuhr mit verschraubter Krone. Wie Panerai verwenden wir einen Mechanismus, der die Krone vom Aufzugsmechanismus entkoppelt, wenn man sie drückt. Auf diese Weise spürt man zuerst, dass die Feder vollständig aufgezogen ist, und kann dann die Krone immer noch mit dem Gehäuse verschrauben. Wir verwenden dafür ein hochwertiges Sellita-Kaliber SW216-1, das wir ebenfalls auf Chronometer-Spezifikationen einstellen und zertifizieren lassen.
Diese Krone ist Teil einer Reihe von Funktionen, die eine Wasserdichtigkeit von mindestens 100 Metern gewährleisten sollen. Das wiederum bringt seine eigenen Herausforderungen mit sich. Ziel ist es nämlich, die Dicke der Uhr unter 10 mm zu halten. Damit ist sie deutlich schlanker als vergleichbare Uhren wie die Rolex Explorer oder die Omega Aqua Terra. Die Wasserdichtigkeit hängt jedoch weitgehend von der Festigkeit der Materialien ab. Der Gehäusedeckel kann sich zum Beispiel unter sehr hohem Druck verformen und die Wasserdichtigkeit brechen. Oder das Glas kann brechen, mit dem gleichen Ergebnis. Es kommt also darauf an, das richtige Gleichgewicht zu finden. Der Gehäusedeckel aus Stahl und das Saphirglas müssen genau so dick sein, dass sie die geforderten 10 bar aushalten, aber nicht dicker. Sonst geht das auffallend schlanke Profil der Uhr verloren.
Technische Entwicklung
Zurzeit wird das ästhetische Design mit einer endlosen Liste von Wünschen und Anforderungen wie den oben genannten in Einklang gebracht. Es werden technische Zeichnungen angefertigt, die bald von den verschiedenen Herstellern für die Produktion verwendet werden sollen. Wie Sie verstehen können, wird hier sehr genau hingehört. Teile von verschiedenen Lieferanten müssen bald in perfekter Harmonie zusammenkommen. Es braucht sich nur ein Fehler in einem der unzähligen Prozesse einzuschleichen, und die Uhr ist kaputt. Schärfe ist also gefragt. Ständig!
In dieser Phase ermitteln wir auch die gewünschten Fertigungspartner. Wer ist am besten geeignet, unser gefrästes Zifferblatt herzustellen? Wer kann das Armband in der gewünschten Qualität herstellen? Das ist ein schwieriger Prozess, denn die Schweizer Uhrenwelt ist ziemlich geschlossen und diskret. Als niederländischer Außenseiter mit einer winzigen neuen Marke genieße ich nicht gerade die höchste Priorität. Etwas diplomatisches Geschick UND die Hilfe von Insidern sind also absolut entscheidend.
3D-Renderings und Drucke
Vielleicht haben Sie bemerkt, dass die Bilder der Uhr wesentlich detaillierter sind als im ersten Artikel über dieses Projekt (in GW #85). Der Designer Max Resnick hat eine Reihe von 3D-Renderings erstellt, so dass ich meinen Followern bereits eine etwas naturgetreuere Ansicht der Uhr bieten kann. Aber wir verwenden die 3D-Modelle nicht nur für die Werbung.
Tatsächlich haben wir das Gehäuse auch in Kunststoff und sogar in Stahl 3D-gedruckt. So konnten wir die Passform der Uhr gründlich testen. Das Ziel war es, klassische Proportionen und dennoch eine solide Präsenz am Handgelenk zu erreichen. Um dies zu erreichen, haben wir uns für einen Durchmesser von 37,5 mm entschieden, kombiniert mit einer relativ geringen Länge von 45 mm. Diese Kombination verleiht der Uhr eine fast neutrale Passform. Was das Tragegefühl am Handgelenk betrifft, liegt sie genau zwischen einer Rolex Explorer 36 mm und 39 mm.
Wir haben mehrere 3D-Drucke angefertigt, sie mitgenommen und als Grundlage für die weitere Verfeinerung des Designs verwendet. Als Ergebnis ist das endgültige Gehäuse auch ziemlich extrem gebogen. Als solches folgt es der Kurve des Handgelenks, was für einen sehr komfortablen und stabilen Sitz sorgt. Die meisten Uhren ruhen auf dem Gehäusedeckel, wenn sie flach auf einem Tisch liegen. Unsere Type 37HW steht aufgrund dieser extremen Krümmung auf ihren Füßen.
Eine völlig einzigartige Schriftart
Als Anspielung auf die reiche Geschichte der Armbanduhr wollte ich die alte Zifferblatttypografie wieder aufleben lassen. Viele Marken verwenden heute die Schriftart Arial auf dem Zifferblatt. Schauen Sie sich zum Beispiel den Text auf dem Zifferblatt der neuen Tudor Black Bay 54 an. Daran ist natürlich nichts auszusetzen, aber ich wollte den Charme der alten Uhren einfangen. Und dabei sind Schriftarten von großem Wert.
Der Designer Samuel Baker hat sich für mich an die Arbeit gemacht. Er hat unzählige alte Omegas, Rolexes, Pateks und andere Uhren studiert, um die Besonderheiten dieser klassischen Schriften herauszufinden. Anschließend schuf er exklusiv für VPC eine völlig neue Schriftart!
Diese Schrift enthält alle typischen Merkmale, die auf Uhren aus den 1940er bis 1970er Jahren zu finden sind. Das A und die 4 mit abgeflachter Spitze, die gehäkelte 7, das aufgeklappte S und natürlich das scharfe, spitze Serifen auf allen Zeichen. Diese einzigartige Schriftart ziert stolz das Zifferblatt meiner Uhr. Sowohl der Markenname als auch das ''Swiss Made' Unterschrift sind in dieser Schriftart ausgeführt. Auch die Angaben auf dem Gehäusedeckel sind in dieser Schriftart eingraviert.
Details, Details, Details
Es mag extrem klingen, eine völlig neue Schriftart für eine Uhr zu entwickeln. Für mich ist dies jedoch die Daseinsberechtigung meiner Marke VPC. Denn nur wenn ich über bestehende Marken hinausgehe, kann ich eine Nische für meine Uhr schaffen. Und diese extreme Konzentration auf die Details ist auch notwendig, um die Entwicklung und Produktion zum Erfolg zu führen. Schweizer Präzision' ist sicher kein leeres Wort, wenn man versucht, eine neue Uhr zu entwickeln. Nächstes Mal werden wir sehen, ob es uns auch gelungen ist, die richtigen Hersteller zu finden, um diese Traumuhr wirklich zum Leben zu erwecken....
Sie können die Entwicklung in Echtzeit auf Instagram verfolgen: @vpc_watches